5. August
Das Nachtteam war so lieb und hat sich die Mühe gemacht, dich an einer Seite so weit zu entkabeln und etwas mehr an die Seite zu legen, so dass ich ganz knapp auf der Kante neben dir liegen und einen Arm über dich legen konnte. Ich habe dich bestimmt eine viertel Stunde nur gefragt: „Warum hast du das gemacht?“, nur geheult und dich gehalten. Danach wurde ich ganz ruhig. Es war so schön neben dir zu liegen!
Im Laufe des Tages wurde ein Bett für uns ins Zimmer gebracht. Neben dir zu liegen und dich zu berühren, hat uns „entspannt“. Das Gefühl war eine Erinnerung an die Zeiten, wenn du krank warst und wir neben dir gelegen und dir beim Schlafen zugesehen haben.
Morgens habe ich wieder eine Liste gemacht, wer noch von dir Abschied nehmen kann. Am Abend vorher hatte ich Ricci erzählt, dass L. unbedingt kommen wollte, ich sie und ihre Mutter aber nicht zu dir lassen wollte. Ich wusste ja von deiner Not, dass du dich nicht mit ihr treffen wolltest, aber es ihr nicht einfach sagen konntest. Ricci meinte, wir hätten doch beschlossen, alles für die Kinder zu tun, vielleicht hätte L. ein schlechtes Gewissen. Also kam auch L.. Johanna wollte auch kommen, sie hatte dir einen Brief geschrieben, sie wusste aber nicht, ob sie es schafft. Ich konnte das voll verstehen. Sie hat mir den Brief ans Krankenhaus gebracht und Ricci hat ihn dir vorgelesen.
Mittags hatten wir wieder ein Gespräch mit den Ärzten. Nachdem morgens bei uns noch EKGs geschrieben wurden und wir die Zustimmung zu genetischen Blutuntersuchungen gegeben hatten, wurde uns mitgeteilt, dass die im Blut nachgewiesene Menge von Flecainid so hoch war, dass dies eindeutig die Todesursache war. Die Ärzte hatten eine Vergleichskurve von jemandem, die 9 Tabletten genommen hat. Genau sagen konnten die Ärzte nicht, wieviel du genommen hast, da hier Gewicht, Einnahmezeitpunkt, Blutabnahmezeitpunkt und Konstitution Einfluß haben. Dies hatten die Ärzte bereits der Polizei mitgeteilt und dass Okay erhalten, dass es auf jeden Fall keine Obduktion geben würde.
Uns wurde auch mitgeteilt, dass die Protokolle am Samstagvormittag durchgeführt würden. Da bereits morgens ein EEG mit 0-Linie aufgezeichnet worden war, konnten die beiden Ärzte ohne den 12-Stunden-Abstand deinen Tod feststellen. Erst danach konnte die Vorbereitung der Organspende anlaufen, das Ganze konnte sich bis zu 48 Stunden hinziehen.
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