4. August
Als ich in der Nacht wieder ins Krankenhaus gekommen bin, hatte ich den Ärzten mitgeteilt, dass wir der Organspende zustimmen. Ich war sofort dafür, da ich mich an unser Gespräch erinnert habe, das wir geführt haben, als du Organspende in der Schule hattest. Ricci hat daraufhin auch zugestimmt.
Während die Familie und Ezmira zu dir durften, sind Ricci und ich immer wieder um das Krankenhaus gelaufen und haben geredet:
Was machen wir? Können wir weiterleben? Verkaufen wir das Haus? Bestellen wir einen Container und schmeissen alle deine Sachen weg? Was soll es für eine Beerdigung geben? Kaufen wir ein Wohnmobil und hauen einfach ab?
Wir wussten, dass wir das meiste nicht sofort entscheiden konnten. Die einzige Entscheidung, die wir an diesem Tag getroffen haben war, dass wir eine Trauerfeier machen, die gerade den Freunden, Klassenkameraden und Bekannten Raum gibt, zu trauern. Wie sollten Kinder das Ganze verstehen und damit leben, wenn wir als Erwachsene das nicht können? Wir haben uns vorgenommen, alles zu tun, was den Kindern hilft, mit der Situation umzugehen.
Irgendwann kam dann noch die Polizei. Diese musste ausschließen, dass es keinen Einfluß von Aussen gab, der dich dazu gebracht hat, die Tabletten zu nehmen.
Auch gab es erste Ergebnisse der Blutuntersuchung, allerdings noch keine genauen Mengen. Flecainid, Riccis Rhythmus-Medikament, wurde nachgewiesen. Lt. seinen Aufzeichnungen, die er zu den Rhythmusstörungen (Datum, Länge der Störung, Einnahme vom Medikament oder Ende der Störungen ohne Medikament) gemacht hat, fehlten 2 Tabletten.
Die Ärzte überlegten, ob du nicht vielleicht Riccis Herzprobleme geerbt hast.
Ich habe wieder ein paar Stunden zu Hause geschlafen und bin wieder ganz früh zu dir gefahren.
0 Kommentare